Corona stellt uns vor große Herausforderungen

Erstellt am: 07.04.2020

Praxisorientierte, flexible und schnelle Lösungen in Unternehmen sind unabdingbar.

Jörg Ernstberger, Geschäftsführer Südwestmetall

Jörg Ernstberger, Geschäftsführer Südwestmetall

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Die Corona-Krise stellt unsere Wirtschaft täglich vor neue, bisher größtenteils unbekannte, Herausforderungen. Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008/2009 sind nahezu alle Branchen davon erfasst. Viele, mich eingeschlossen, haben „Corona“ anfangs völlig unterschätzt.

Auch das Herz der Wirtschaft, unsere M&E Industrie mit knapp 1.000.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg, ist außer Takt geraten.
Die unternehmerischen Problemstellungen sind unterschiedlich und aktualisieren sich leider täglich ins Negative, es seien nur zwei Aspekte genannt, ohne dass diese annähernd einen
Anspruch auf Vollständigkeit hätten:

  • Zum einen sind Lieferketten zu wichtigen Handelspartnern, etwa aus oder nach Italien komplett weggebrochen oder im Falle von China noch nicht hinreichend geschlossen.
  • Zum anderen zahlen vermehrt Kunden nicht mehr vertragsgemäß die an sie gelieferten Waren bzw. Dienstleistungen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden von Tag zu Tag in ihrer Schärfe eindeutiger:

Wie am 31.03.2020 durch die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht, ist ein massiver Anstieg von Kurzarbeitsanzeigen zu verzeichnen gewesen. Bundesweit sind im März 2020 demnach 470.000 Anzeigen auf Kurzarbeit eingegangen, ein „üblicher“ Monat hatte im Durchschnitt bisher 1.300.

Nach einer Umfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen der Region Heilbronn-Franken (Stichtag 31.03.2020) haben bereits jetzt 53% der Unternehmen Kurzarbeit angezeigt, weitere 43% planen jedenfalls mit Kurzarbeit. D.h. im Umkehrschluss lediglich 4% der befragten Unternehmen gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, jedenfalls zeitnah keine Kurzarbeit planen bzw. beantragen zu müssen. Die weit überwiegende Anzahl der Befragten rechnet, dass die Kurzarbeitsphase 3 Monate oder länger andauern wird.
80% der befragten Mitgliedsunternehmen können zudem nach jetzigem Stand betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Das ist Teil der Wahrheit, wenn diese auch sehr bitter ist.
Schließlich drohen sehr kurzfristig Liquiditätsengpässe, die in den eingangs erwähnten Zahlungsaussetzungen begründet liegen.

Notwendig sind jetzt neben den bereits angelaufenen Wirtschaftsprogrammen, die für mittelständische Unternehmen dringend verbessert werden müssen, praxisorientierte, flexible und schnelle Lösungen. Lange Entscheidungswege, wie sich diese üblicherweise in krisenfreien Zeiten ritualartig etablieren konnten, sind nicht situationsgerecht und im schlimmsten Fall kontraproduktiv.
Auch müssen Interessengegensätze so weit wie möglich jetzt ausgeblendet werden.
Im Interesse der Unternehmen und ihrer Beschäftigten muss verhindert werden, dass wertvolle Zeit ungenutzt verstreicht. Insbesondere Entscheider sind jetzt gefragt.

Unabdingbar ist daher eine absolute Geschlossenheit sämtlicher Entscheidungsträger.
Dies gilt für Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Selbstverwaltung und als Kernzelle unserer Wirtschaft, für jeden Betrieb.

Unsere Mitgliedsunternehmen signalisieren vermehrt, dass die IG Metall die Dringlichkeit der momentanen Situation noch nicht in den eigenen Entscheidungsprozessen etabliert zu haben scheint.
Dies wäre fatal, da in der jetzigen Phase schnelle Entscheidungen und vor allem Planungssicherheit die Gebote der Stunde sind.
Ziel muss es sein, Arbeitsplätze so weit und so lange wie möglich zu halten. Da muss gelten: „Geht nicht, gibt’s nicht“!

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